Mittwoch, 2. Mai 2012

Unverbesserlich

Meine Stief-Großmutter, Gott hab sie selig, nannte mich eine wilde Hummel.
Sie meinte das nicht gerade eben freundschaftlich.
In der heutigen Zeit hätte man mir wohl das ADHS Syndrom bestätigt. Damals aber, war ich einfach nur ein Kind, das nie still sitzen konnte.
Das scheint sich bis heute nicht geändert zu haben.
Ein wunderschöner Erster Mai Feiertag lag  vor mir.
Sonne satt. Zum ersten mal seit gefühlten Wochen. Ein Haus, dass ruhig und gelassen in der Morgendämmerung erwachte und für die nächsten 24 Stunden nur mir ganz allein gehören sollte.
Kein Schottengatte. Der ist im Stress und bereitet die Präsidentschaftswahlen am nächsten Wochenende vor. Keine Kinder, kein Mondscheinbaby, wobei ich letzteres immer mit offenen Armen empfange.
Nur ich, meine Viecher, mein Garten und ein Haus, das mal eben nicht mit Gelächter, Musik und hitzigen Diskussionen erfüllt war. Fast hatte ich das Gefühl, dass sogar das Haus ein Seufzer der Erleichterung von sich stieß.

Als erstes gönnte ich mir einen Spaziergang mit den Hunden und sog das leuchtende Gelb der Rapsfelder, den blauen Himmel mit den Wattebauschwolken in meine, von Wind und Regen geschundene Seele.
Erst danach, wollte ich den Tag für mich planen. Auf alle Fälle wollte ich heute einen großen Bogen, um das Blaue Scraphaus machen, es mir gut gehen lassen und das schöne Wetter nutzen. Soviel stand fest.





Wieder zu hause und nach einem kurzen Telefonat mit der BF, beschloss ich die trockene, sonnige Atempause zu nutzen, nur mal eben schnell, das Unkraut auf dem Kiesweg zu bekämpfen. Wer weiß, wann ich die nächste Gelegenheit dazu bekommen würde.
Ich hätte es wissen müssen.
Nur mal eben schnell
funktioniert bei mir nicht!
Aus dem Kiesweg wurde die Terrasse, aus der Terasse das Glashaus, welches da einsam und verlassen in der Ecke im hinteren Garten sein Dasein fristet und die Erdbeeren in allerletzter Sekunde von mir vor dem Vertrocknungs- und Unkrauterstickungstod gerettet werden mussten.



Mein Rücken fing an, sich zu beschweren, als ich die armen Beerenstauden aus dem ausgelaugten Boden holte und sie vor mein Scraphaus in Blumentöpfe mit frischer Erde um wuchtete. Das Mondscheinbaby wird in ein paar Wochen ihre Freude daran haben.
 Am späten Nachmittag schleppte ich mich und meine schmerzenden Muskeln ins Haus, auf die Couch vor die Flimmerkiste und fragte mich nicht zum ersten mal, warum in aller Welt ich mich nicht einfach in den Garten setzen  und meinen Kindle lesen kann.


Und wie ich da so ermattet auf dem Sofa lag und das Abendlicht durch die Fenster leuchtete, rief mir eine innere Stimme zu:
Mensch! Guck doch mal! Ideales Bokeh Licht !
Also hoch mit den alten Knochen, den Fotoapparat in die Hand und wieder raus. Und nachdem ich die Pferde in den Stall gebracht und sie gefüttert hatte, tat ich endlich das, was ich den ganzen Tag eigentlich hätte tun sollen:
Ich genoss meinen Garten.







1 Kommentar:

SallyB. hat gesagt…

Deine witzige Art des Schreibens bringt immer ein Lächeln auf mein Gesicht, vielen Dank dafür, ich muss einfach wieder öfters Deinen Blog besuchen, aber ich habe auch immer so viele Baustellen (im Gegensatz zu Dir leider nicht abgeschlossen),
im übrigen wollte ich fragen, ob ich das Video zum folder mini auf meinem Blog abspeichern darf?

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Kommentare salzen meine Bloggersuppe ...

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