Sonntag, 17. Dezember 2006

Feinkost à la Frankreich

Früher, als ich noch klein war, gab es in meiner Heimatstadt einen Feinkostladen.
Als Kind schockierte mich dieser Laden besonders um die Weihnachtszeit. Da stand ein waschechtes, ausgestopftes Reh vor der Tür und schaute mich mit vorwurfsvollen Glasaugen an, während über seinem Kopf, tote, an Füssen aufgehängte Fasane im kalten Winterwind baumelten. Hätte man mich gefragt, ich wäre lieber freiwillig in der von mir so gehassten Achterbahn gefahren, als an diesem Geschäft vorbei zu gehen. Irgendwann wich dieser Laden dann dem modernen Konsum: Feinkost war nicht mehr gefragt und irgendeine Kleiderboutique übernahm die Lokalität.
Ganz ehrlich?
Ich war heilfroh!
Fortan baumelte zur Weihnachtszeit kein totes Getier mehr an irgendwelchen Hausvorsprüngen. Und die Erinnerung, dass man das Weihnachtsgeflügel nach dem Töten entfedern und ausweiden muss, verzog sich in die hintersten Gefilden meiner Gehirnwindungen. Die fein säuberlich in Plastik verschweißten Enten, Truthähne und Perlhühner sehen so klinisch sauber aus, dass ich mir weiter keine Gedanken machen musste. Und das jahrelang.
Bis mich unser Umzug nach Paris in die Wirklichkeit zurückholte.
Da hingen sie wieder oder lagen bei den Metzgern in der Auslage.
Jetzt war ich ein ganzes Stückchen älter und hätte eigentlich ganz gut damit leben können, dass überall Weihnachtsbraten in Naturform und nicht gefrierfertig verpackt angeboten wurden...
ich fand die Präsentation der armen Wesen nur so scheußlich.
In Frankreich ist es üblich das Federvieh zwar gerupft und ausgenommen darzubieten, aber sie lassen den Kopf dran.
Mit Federn und Augen!
Dieser Anblick verfolgt mich dann sogar im Supermarkt, wenn ich an der Gefriertruhe stehe und so brachte ich mir jahrelang Kassler Rippchen aus Deutschland mit.
Der Umzug in die Normandie brachte in dieser Hinsicht Beruhigung.
Es gab zwar in den ersten Jahren noch eine der berühmt berüchtigten „Chevalierie“, also einen Metzger der Pferdefleisch verkauft, aber der verschwand schon sehr bald und hatte auch keinen Nachfolger. Pferdefleisch scheint definitiv out.
Jetzt bin ich sowieso nicht der große Fleischesser.
Ich esse zum Beispiel aus Prinzip kein Kalbfleisch, weil ich die Vorstellung ein „ Baby“ zu essen nicht ertragen kann. Die Hühner, die bei uns im Kopftopf landen, kommen aus der Freilandhaltung. So kann ich mein schlechtes Gewissen, trotz des teuren Preises, damit beruhigen, dass das Viech wenigstens ein paar glückliche Monate hatte und nicht vor lauter Stresshormonen nur so aus dem Gefieder platzt. Hier und da ein Schnitzel oder ein Gulasch, reicht mir eigentlich.
Bis dato war ich also der ideale Supermarktkunde.
Das Fleisch ist fein säuberlich abgepackt und etikettiert und ich brauche mir weiter keine Gedanken darüber zu machen. Es gibt zwar auch da die ein oder andere Kühltruhe, an der ich, siehe oben, vorbeigehe, ohne sie eines Blickes zu würdigen,aber damit kann ich leben.
Aber jetzt fällt mir sogar der Supermarktleiter in den Rücken und ab gestern habe ich mir zum ersten Mal ernsthaft überlegt,ob ich nicht doch zum Vegetarier werde! Zumindest während der Feiertage!
Da werden – Weihnachten lässt grüßen – ganze Spanferkel zum Verzehr angeboten.
Da ist es dann wieder – mein Babysyndrom.
Riesige Rinderzungen in ganzer Form, alle möglichen Formen von niedlichen kleinen Vögeln inklusive deren winzigen, lustige getupfte Eier.
Ist denn da überhaupt genug Fleisch daran?
Tja und der Gong war dann gestern..............gleich neben dem australischen Straussenfleisch....
Känguruh und Krokodilfleisch!!!!!!!!!!
Ja sag mal, haben die noch alle Tassen im Schrank?
Nee echt nicht Leute.
Also das geht gar nicht!!
Tut mir leid.
Bei aller Liebe.
Und da könnt ihr mir hundertmal erzählen, wie gut das schmeckt. Da vergeht mir einfach nur alles!
Ich glaube bei uns gibt es dieses Jahr an Heiligabend Nudelauflauf!

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